Sunday, July 26, 2015

''Der Leidensweg einer Familie von erster Entfremdung über einen Scheidungskrieg'' Mag. Dr. Stephan Schulmeister aus Wien ("Blätter für deutsche und internationale Politik" August 2015)




bis zur Trennung ist lang und hinterlässt keine Sieger. Vorwürfe

tun weh und provozieren Gegenvorwürfe, man braucht Gründe für die

eigene Enttäuschung und Wut, also sucht man im anderen das Schlechte. Was

einem einmal gefallen hat, gilt nicht mehr. Im Kampf um die Kinder kommt

man um Lügen und Intrigen nicht herum. Dann werden die Verwandten

reingezogen, zum Schluss bekriegt man/frau sich um Finanzen und Besitz.

Sind beide aneinander gekettet, weil eine(r) gesundheitlich oder finanziell

zu schwach ist, steckt man/frau in einem zermürbenden Stellungskrieg fest.

Da kann nur eine Familientherapie helfen, also eine systemische Analyse

der verbalen, intellektuellen und emotionellen Kommunikation – genau das

Gegenteil der Suche nach dem/der Schuldigen. Hilfreich ist es, zurückzukehren

zu den guten Zeiten und dann gemeinsam den Weg in Unglück und

Verbitterung nachzugehen: Man/frau schaut sich die wichtigsten Ereignisse

im Entfremdungsprozess an, auch – und gerade – mit den Augen des Partners

(so gut es eben geht). Die Kinder helfen dabei, sie mögen ja Mama und Papa.

Die Verwandten stören hingegen, sie nehmen fast immer Partei für den Partner

aus ihrer Familie. Und es braucht Nachsicht, der erste Schritt dazu ist für

den Stärkeren leichter als für den Schwächeren.

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